Kameraeinstellungen
von Terragon-Fotografie
Dies soll ein kleiner Überblick über Kameraeinstellungen sein, die bei einem Shooting schnell den passenden Effekt liefern können.
Es kommt immer auf die Abstimmung von Brennweite, Blendenöffnung, Verschlusszeit und ISO-Wert an, deren Einstellungen immer neu an die vorhandenen Lichtverhältnisse angepasst werden müssen. Profis führen dazu noch den Weissabgleich manuell durch.
Da ich Anfänger nicht mit den physikalischen Herleitungen aufhalten möchte, orientiere ich mich nur an den konkreten Einstellungen am Fotoapparat (Canon) und zeige deren Auswirkung.
Brennweite / Focal length (may be called “zoom”)
Die Brennweite wird in Millimeter (mm) angegeben und beschreibt, wie viel von der Umgebung auf dem Foto abgebildet wird (Sichtfeld,Aufnahmebereich).
Regel:
Kleine Brennweite in mm = großer Aufnahmebereich (Landschaft)
Große Brennweite in mm = Kleiner Aufnahmebereich (Detail)
Hinweis:
Die “Vergrößerung” der Brennweite wird auch “zoomen” genannt. Die Brennweite lässt sich bei Zoomobjektiven stufenlos ändern.
- Brennweite bis 20mm
Sehr großer Aufnahmebereich, bei dem sehr viel von der Umgebung sichtbar ist (Fischauge). Da das große Sichtfeld recht stark verzerrt (gestaucht) wird, um auf ein Foto-Format zu passen, eignet sich dieser Brennweitenbereich vor allem für Effektfotografie, 360° Panoramen oder spezielle Landschaftsaufnahmen.
- Brennweite 20-50mm
Großer Aufnahmebereich bei dem relativ viel von der Umgebung sichtbar ist (Weitwinkel). Dieser Brennweitenbereich eignet sich vor allem für Landschaftsaufnahmen, da hier ebenfalls noch eine Verzerrung des Motives erfolgen kann.
– Brennweite 50-85mm
“Natürliche” Brennweiten, die ungefähr der Wahrnehmung des menschlichen Augen entsprechen (entspricht ungefähr 50mm bei Vollformatkameras). Diese Brennweiten eignen sich insbesondere für die Portraitfotografie, da hier kaum mehr Verzerrungen auftreten.
– Brennweite 85-200mm
Kleiner Aufnahmebereich bei dem nur ein kleiner Ausschnitt der Umgebung sichtbar ist, welcher jedoch auf die Maße des Fotos vergrößert (gedehnt) wird. Durch diese Vergrößerung des Ausschnittes werden kleine Objekte vergrößert bzw. weiter entfernte Objekte optisch “näher ran geholt”. (Tele). Da hierbei kaum Verzerrungen des Motivs auftreten, werde diese Brennweiten auch oft in der Studiofotografie eingesetzt, wenn es die Länge des Studios zulässt.
– Brennweite ab 200mm
Sehr kleiner Aufnahmebereich. (Super-Tele). Findet üblicherweise bei Tieraufnahmen und in der Natur Verwendung.
Blendenöffnung (AV-Modus) / Aperture (or “AV mode”)
Der AV-Modus ist nach der englischen Formulierung “Aperture Value” benannt und bedeutet auf deutsch soviel wie “Blenden Vorwahl).
Die gewünschte Blendenöffnung wird eingestellt und die Kamera berechnet die Verschlusszeit automatisch.
Die Blendenöffnung verändert insbesondere die “tiefe” des scharf dargestellten Bereiches (Schärfentiefe). Achte bei den Beispielbildern auf die Gewürzgläser “hinter” dem Model und auf die Kaffeemaschine “vor” dem Model.
2.8
- Kleine Blendenzahl (z.B. 2.8): Hintergrund und Vordergrund unscharf, der scharfe Bereich ist klein.
8
- Größere Blendenzahl (z.B. 8): Hintergrund und Vordergrund etwas schärfer, der scharfe Bereich wird größer.
11
- Große Blendenzahl (z.B. 11): Hintergrund und Vordergrund scharf.
ISO-Wert (Lichtempfindlichkeit)
Früher gab es bei analogen Kameras sogenannte “Filme” die spezielle chemische bzw. lichtempfindliche Eigenschaften haben.
Das bedeutet für diese Betrachtung im Wesentlichen, dass manche Filme “schnell” (hoher ISO-Wert) ein Foto abbilden konnten, während andere Filme das Foto eher langsam (kleiner ISO-Wert) oder nur mit viel Licht abbilden konnten.
Bei digitalen Kameras ist dies ähnlich, nur dass hier nicht mehr die Chemie entscheidend ist, sondern die elektronische Spannung des Sensors bzw. die “Geschwindigkeit” in der der Sensor die Lichtinformationen verarbeitet (daher der englische Sprachgebrauch “ISO-Speed”).
Bildrauschen: Je höher der ISO-Wert eingestellt ist, desto mehr Bildrauschen ist zu sehen.
Digitale Kameras wandeln Licht in Stromimpulse um, sodass viel Licht zu großen Stromstärken und wenig Licht zu niedrigen Stromstärken führt. Der Sensor als elektronisches Bauteil benötigt für seinen Betrieb unabhängig vom Lichteinfall zusätzlich eine gewisse Grundspannung. Das Rauschen kommt nun – einfach gesagt – daher, dass der Sensor bei höheren Abtastgeschwindigkeiten eine höhere Grund-Stromspannung benötigt, die sich den niedrigen Stromstärken bei wenig Licht “nähert”. In der Folge “verrauscht” die Grund-Stromspannung dann die eigentlichen Stromstärken, die durch die Belichtung des Sensors entstehen.
– Kleiner ISO-Wert (z.B 100):
langsame Abtastgeschwindikeit, viel Licht notwendig, “kein” Bildrauschen.
– Mittlerer ISO-Wert (z.B. 400):
Mittlere Abtastgeschwindikeit, mittel viel Licht notwendig, “wenig” Bildrauschen.
– Hoher ISO-Wert (z.B. 1600):
Hohe Abtastgeschwindikeit, wenig Licht notwendig, dafür aber “sichtbares” Bildrauschen.
Weissabgleich (manual WB)
Der MWB ist nach der englischen Formulierung “manual whithe balance” benannt und bedeutet auf deutsch soviel wie “manueller Weissabgleich”.
Wenn man für eine Serie von Bildern unter ähnlichen Lichtverhältnissen bzw. mit der gleichen Lichtquelle aufnimmt, bietet sich für optimale Ergebnisse ein manueller Weißabgleich an.
Oft gibt es Vorgaben für “sonnig”, “wolkig”, “Nacht”, “Blitz”… die – insbesondere für Anfänger – ausreichend sein können.
Da jede Lichtquelle eine andere sogenannte Farbtemperatur hat, können die Standard-Weissabgleich-Vorgaben der Kamera nicht 100%ig stimmen, sodass Profis den Weissabgleich manuell optimieren.
Ein manueller Weißabgleich ist gar nicht kompliziert. Es muss vor dem Schooting (bzw. vor jedem neuen Licht-Setup) eigentlich nur ein Referenzbild geschossen werden, welches der Kamera dann als Weißabgleich vorgegeben wird. Leider scheitert es (zumindest bei mir) oft an der nervigen Fummelei durch die Einstellungen der Kamera für den manuellen Weißabgleich. Bitte lesen sie hierzu das Benutzerhandbuch der Kamera.
M-Modus und Blitz mit Belichtungsmesser
Der M-Modus ist nach der englischen Formulierung “manual mode” benannt und bedeutet auf deutsch soviel wie “manueller Modus”.
Blende und Verschlusszeit können unabhängig voneinander eingestellt werden.
Hinweis: Dieser Modus ist bei “Blitzanlagen” meistens notwendig!
Begründung: Übliche Blitze sind auf 1/125 bis 1/160 stel Sekunde als Verschlusszeit ausgelegt. Wenn man diese Blitz-Verschlusszeit im Tv-Modus einstellt, kann die Kamera eine Blende nur auf Basis des Umgebungslichtes berechnen und nicht (!) auf Basis des Blitzlichtes. Folglich muss man die Blende passend zur Stärke des Blitzlichtes manuell einstellen. Was die optimale Blende für die jeweils eingestellte Blitzstärke ist, kann durch “Erfahrung” oder durch “Try and Error” mit mehreren “Test-Blitz-Bildern” oder durch einen Belichtungsmesser gemacht werden.
Belichtungsmesser: Um im Studio nicht mehrere “Test-Blitz-Bilder” erstellen zu müssen (was Model und Fotograf auf Dauer nerven kann), ist ein separater Belichtungsmesser mit Blitzmessung hilfreich. Dieser wird während einer Blitzauslösung vor das Model gehalten und berechnet sofort eine passende Blende für die vorhandene Blitzstärke. Diese Blende braucht der Fotograf dann nur noch am Fotoapparat im manuellen Modus einstellen.
Abstand zum Model (+Schärfentiefe)
Ob ein Objekt scharf abgebildet wird, hängt neben der Brennweite von der Entfernung des Kamerasensors zur Linse und von der Entfernung der Linse zum Objekt ab. Da dies ein recht technischer Zusammenhang ist, gehe ich hier nur auf die Auswirkungen ein. Wer sich für die Details interessiert, wird “hier” fündig.
Grundsätzlich gilt – wenn die anderen beiden Parameter gleich bleiben:
Abstand zum Objekt: Je größer der Abstand, desto “tiefer” der scharf dargestellte Bereich.
Blendenzahl: Je größer die Blendenzahl, desto “tiefer” der scharf dargestellte Bereich.
Brennweite: Je kleiner die Brennweite, desto “tiefer” der scharf dargestellte Bereich.
DOF Calculator (DOF = Depth of field): http://www.dofmaster.com/dofjs.html
Verschlusszeit (TV-Modus)
Der TV-Modus ist nach der englischen Formulierung “Time Value” benannt und bedeutet auf deutsch soviel wie “Zeit Vorwahl”.
Die gewünschte Verschlusszeit wird eingestellt und die Kamera berechnet die Blendenöffnung automatisch.
So lässt sich gut mit der “Dynamik” eines Bildes experimentieren:
Sehr kurz
Sehr kurze Verschlusszeit 1/500 bis 1/160 stel Sekunde:
Auch schnelle Bewegungen können recht scharf eingefroren werden. Zum Beispiel sprudelndes Wasser mit einzelnen sichtbaren Tropfen.
Kurz
Kurze Verschlusszeit 1/160 bis 1/80 stel Sekunde:
Es kann ohne Stativ gearbeitet werden, “normale” Bewegungen des Objektes werden besser “eingefroren”.
Lang
Lange Verschlusszeit 1/80 bis 1/4 tel Sekunde:
Immer mit Stativ arbeiten, Bewegungen des Objektes können “verschwimmen”.